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Berlin, 12.03.2012/cw – Jetzt erreicht die Debatte um Verstrickungen mit der DDR-Stasi auch den ältesten Veteranen-Verband der Diktatur-Opfer. Auslöser diesmal: Die „Vorwahlen“ zu der in diesem  April stattfindenden Generalversammlung. Satzungs- und traditionsgemäß wählen die Mitglieder in den einzelnen Gliederungen (Bezirksgruppen) ihre(n) Delegierte(n) zur anstehenden Generalversammlung, die alle zwei Jahre tagt und nicht nur einen neuen Bundesvorstand wählt, sondern auch Satzungsänderungen beschließt.

Während in den einzelnen Bezirksgruppen entsprechende Versammlungen seit geraumer Zeit ohne große Aufregung abliefen, gab es auf der am vergangenen Freitag durchgeführten Bezirksversammlung Berlin bemerkenswerte Wortmeldungen, die allerdings erst im  Nachklang Aufregung und Unmut auszulösen scheinen. Dem Berliner Verband wird in der VOS stets eine besondere Aufmerksamkeit zuteil, weil der VOS-Bundesvorstand in Berlin nicht nur seinen Sitz hat sondern der Bezirksgruppe bis zum Ausscheiden von Ronald Lässig zwei Stellvertreter und mit dem Bezirksgruppenvorsitzenden ein Beisitzer des Bundesvorstandes angehören.

Johannes Rink tritt nicht mehr für den Vorsitz an

Der langjährige Bundesvorsitzende Johannes Rink (Magdeburg) war denn auch eigens angereist, um der Bezirksversammlung seinen Abschied als Bundesvorsitzender zu übermitteln. Rink bedauerte die Querelen innerhalb des Verbandes: „Dafür stehe ich nicht mehr zur Verfügung.“

Während die Ausführungen des Vorsitzenden ohne große Debatten zur Kenntnis genommen wurden, entzündete sich ein Wortgefecht aus Zitaten, die ein VOS-Mitglied aus Anlass der erneuten Kandidatur von Dr. Frieder Weiße als Bezirksvorsitzender der Versammlung zur Kenntnis gab. In dem 1994 verlegten Buch „Theologiestudenten der Humboldt-Universität – Zwischen Hörsaal und Anklagebank“ von Dietmar Linke wird über den wiedergewählten Berliner VOS-Bezirksvorsitzenden zitiert:

Das Buch sei eine Erfindung, wird jetzt behauptet. Äußerungen über F.W. unterstrichen.

Am 5. August ´69 erfolgte also meine Festnahme.  F.W. hatte in der Haft immer wieder schön erzählt. Wir sind gegenübergestellt worden. Er blieb bei seiner Aussage, ich bei meiner. … (siehe Faksimile im Kasten).

Und an anderer Stelle berichtet Olaf Schütze unter „Die Stasi hat zugeschlagen“:

Diese Fahrt habe ich 1967 gemacht. Das war´s  eigentlich auch. Zwei Jahre später wurde ich deswegen verhaftet. Der Grund war, daß F.W. bei seinen Vernehmungen durch das MfS in Ost-Berlin geschwatzt hat, über alles mögliche, was er wusste, bis ins Detail. Das muß im  Frühjahr 1969 gewesen sein…“ (siehe Faksimile im Kasten).

„Es gibt wohl kaum jemanden, der der Stasi nichts erzählt hat“

Auf den Vortrag erwiderte VOS-Vorstandsmitglied Dr. Weiße: „Ich glaube kaum, dass es hier im Raum jemanden gibt, der nicht das eine oder andere der Stasi erzählt hat.“ Die Empörung über diese „pauschale Diffamierung aller Opfer“ dämpfte die Stellvertreterin von Weiße: „Wenn Frieder das getan hätte, was ihm hier vorgeworfen wird, würde er keine Opferrente bekommen.“

Da die Versammlung trotz dieses teils hitzigen Wortgefechtes nach zwei Stunden und erfolgreich durchgeführten Wahlen (an denen sich Mitglieder aus einer anderen Bezirksgruppe beteiligten) beendet wurde, hätte auch der Berliner Verband zur Tagesordnung übergehen können, wäre da nicht das vertrackte Internet, in dem die begonnene Diskussion um mögliche Verstrickungen des VOS-Funktionärs ihre Fortsetzung fanden.

Im Gästebuch der Vereinigung 17. Juni (http://www.brainstorm-books.com/gaestebuch_von_17juni1953.html)  hatte sich ein Versammlungsteilnehmer mit Fragen an den Administrator und den Buch-Zitierer mit der Bitte um Einzelheiten zu den vorgetragenen Vorwürfen gewandt. Auch in zumindest einem anderen Forum (http://www.sed.stasiopferinfo.com/phpBB2/viewtopic.php?t=1747&postdays=0&postorder=asc&start=360) erschienen zwischenzeitlich (heute) entsprechende Berichte.

Einzelheiten auf den Seiten 266-267 - Erfindungen?

Foren –Betreiber anonym telefonisch bedroht

Konnte man die bisher geführte Diskussion unter der notwendigen  Klärung seinerzeitiger Vorgänge einordnen, scheint der Vorgang jetzt eine eigene Dynamik zu entwickeln. So wurde ein Forenbetreiber telefonisch, natürlich anonym, bedroht. Man forderte diesen ultimativ auf, die ID-Nummern seiner Foren-Gäste „umgehend mitzuteilen“ und „Verleumdungen übelster Art“ zu unterlassen. So gäbe es „zum Beispiel das behauptete Buch gar nicht, folglich könnten darin  auch nicht die verbreiteten Zitate des Dr. Frieder Weiße stehen“.

Mitglieder der Vereinigung der Opfer des Stalinismus sind entsetzt und tragen sich ernsthaft mit dem Gedanken, die altehrwürdige Vereinigung endgültig zu verlassen. Es könne nicht angehen, dass jede Diskussion mit fragwürdigen Mitteln unterbunden werde und nur noch von OBEN bestimmt werde, was in „unserem Verband“ geschehen oder diskutiert werden dürfe. So eine der zahlreichen Stellungnahmen. Auch die Kandidatin der LINKE-Partei, Beate Klarsfeld, wurde bereits ironisch ins Feld geführt. Diese wäre unter den obwaltenden Zuständen eine „repräsentative Vorzeigefrau“. Allerdings brauche man keinen Verband der Oligarchen  des Stalinismus, auch wenn man dann  das bekannte, bisher werbewirksame Kürzel beibehalten könnte. Eher brauchten wir wieder einen Verband, der sich auf seine Herkunft besinne und sich den Aufgaben der Gegenwart und Zukunft widme, so die Zusammenfassung diverser Stellungnahmen.

Indessen hat sich die Mitgliederzahl der VOS von 2009 (12.000) bis 2012 deutlich verringert. Nach Mitteilung des VOS-Bundesvize und Geschäftsführers auf der Berliner Versammlung beträgt die aktuelle Mitgliederzahl 1.903 Mitglieder.

V.i.S.d.P.: C.W.Holzapfel, Berlin, Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953

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